Angeblich ist das schon ein Satz. Das Wort Nein und ein Punkt danach. Auf englisch ist es noch kürzer: No. Und doch so schwer, wenn man es laut ausspricht. Nein. Zumindest mir fällt es in manchen Momenten schwer. Erstaunlicherweise in den Situationen, in denen es um mich geht. Ganz um mich geht. In privaten Konstellationen, die sich zu Beziehungen entwickeln könnten – oder eben auch nicht. In der Familie, mit Freund*innen, wenn es um Menschen und mich geht, die mir eigentlich ja nah stehen. Die mich also – hoffentlich – mögen. Denen ich vertrauen sollte . . .
Wie geht es Dir mit damit? Kannst Du in diesen Momenten klar und deutlich NEIN sagen? Vielleicht sogar „Nein, das will ich nicht.“
119 Mal denke ich solche Situationen im Vorfeld durch. Manchmal gehen ganze Nächte drauf und am morgen wird es dann – laut ausgesprochen – ein „Ja vielleicht, aber ….“. Immer noch kein klares Nein. Erstaunlich.
Nein sagen kann ich inzwischen ganz gut im beruflich Kontext. Ich fetze niemandem mein Nein um die Ohren, wie einen nassen Lappen, sondern gehe konstruktiv damit um, erkläre und wir finden im Idealfall gemeinsam Lösungen.
Manchmal ist ein Nein aber auch einfach ein Nein. Und somit eine Zurückweisung, eine Enttäuschung, Verletzung des anderen. Doch was bedeutet das Ja zum anderen, das eigentlich ein Nein sein sollte, für mich? Für meine Beziehung mit mir?
Letzten Dienstag erklärte mir eine Frau in einem Workshop, dass ein Nein, ein Ja zu mir selbst ist. Ein Ausdruck dessen, dass ich mir, meinem Wesen entsprechend handle. Nein als ein Ausdruck der Selbstfürsorge, der Wertschätzung für mich selbst. Und „selbst“ ist hier als Selbst gemeint, nicht als Ego.
Natürlich gibt es da auch Strategien und Übungen um das Nein Sagen zu lernen. Auch gilt es heraus zu finden, wofür das Nein steht . . bei manchen ist es wie eine Wand, ein Schutzwall . . das gilt eher für die, die scheinbar aus Prinzip Nein sagen. Die Frage ist dann, wie ist dieses „Prinzip“ entstanden, welchen Zweck hat es ursprünglich erfüllt . . . und wann wurde es zum unreflektierten Selbstläufer? Und wieso sage ich eher Ja als Nein, wenn ich Nein meine? Wie ist der Reflex des Ja Sagens entstanden? Hat man mir ihn schon in die Wiege gelegt, oder sitzt er fest in meiner DNA nach Jahrhunderten der katholisch-patriarchalen Erziehung? Oder ist die Angst jemanden zu verletzten, und deshalb nicht mehr geliebt zu werden, nicht zu entsprechen . . . eine unsympathische Aussenseiterin zu werden, noch viel älter? Reicht zurück in die Steinzeit, in der man nur innerhalb einer Gruppe überleben konnte?
Vielleicht von allem etwas. Die Expert*innen auf dem Gebiet sagen, dass die befürchtete Zurückweisung nach einem NEIN viel seltener kommt, als gedacht. Im Gegenteil, Menschen reagieren oft erstaunlich gut auf das Nein und nehmen es als Bestärkung, auch selbst einmal Nein zu sagen. Als Ausdruck der Freiheit, die jeder und jedem zusteht.
Und doch, manchmal ist das Nein der Schlag in die Magengrube, den man nicht hat kommen sehen. Gar nicht. Und der tut weh. Braucht Zeit. Später dann wird einem vielleicht klar, dass da jemand ehrlich war. Und selbst wenn diese Ehrlichkeit weh tut, ist es doch Ehrlichkeit. Und somit Ausdruck von Respekt und Wertschätzung. Denn das ist Ehrlichkeit für mich, selbst wenn sie weh tut.
Voraussetzung der Ehrlichkeit Dir gegenüber ist die Ehrlichkeit und Wertschätzung mir gegenüber, dass ich mich kenne, mit mir auseinander setze und spüre, was da los ist in mir. Meiner Seele. Wie gut, dass ich über das Nein doch noch einen Weg zur Seele gefunden habe . . . und ja, manchmal kann ich mir, meiner Seele nur gerecht werden, indem ich NEIN sage.
P.S. SHE sagt, jede Seele ist es wert, dass man ihr entsprechend handelt. Spricht, laut und deutlich. Du, ich, wir sollten uns das wert sein . . . das Ja zu mir, hörbar als Nein.