Stille, Sex und Marillenknödel

Stille in einem Park.

Feucht-warme Küsse.

Wind auf meiner Haut an einem sonnigen Tag.

Was entspricht Deinem Wesen? fragt SHE mich aus dem Nichts heraus, an diesem letzten Tag im Jahr. Auf einer quatschigen Wiese bei Schneeregen. Nicht prickelnd, das Wetter. Aber die Frage ist es, denn es ist eine grundsätzliche, wegweisende Frage. Eine Frage, die mich – meint SHE – das ganze nächste Jahr begleiten sollte. Die Frage – Was entspricht Deinem Wesen? – ist eine Art Kompass. Sagt SHE.

Und ich verstehe – sehr schnell für meine Verhältnisse – nichts entspricht meinem Wesen, wenn es nicht auch meinem Körper entspricht. Meinem Geschmacksinn, meinem Geruchssinn. Allen meinen Sinnen. Das Wesen hat also auch etwas mit meinem Mensch – Frau – Sein zu tun.

Was entspricht deinem Wesen?

Marillenknödel, kommen mir in den Sinn. Kann etwas so profanes meinem Wesen entsprechen. Ist Wesen nicht luftig, geistig, spirituell, transpersonal? Auch. Aber nicht nur.

Ich bin Mensch. Bin Wesen als Mensch. Als Frau. Und diese Frau liebt es einen Marillenknödel mit der Gabel zu teilen, ganz langsam. Durch die dünne Schicht aus Bröseln und Staubzucker und weiter durch den weissen flaumigen Kartoffel-Topfen-Teig. Und dann diese Farbenpracht des orangen Marillenfleisch! Und dieser Duft! Für mich riecht so auch der Sommer und  genussvolle Freude. Und da habe ich noch nicht einmal gekostet . . .

Ich freue mich als ganzer Mensch – so zusagen mit Haut und Haar und Wesen – in einem solchen Moment über den Knödel. Bin dankbar und nehme bewußt wahr, was hier alles passiert. Dass dieser Knödel – und bei einem wird es nicht bleiben 😉 – ein Geschenk ist. Klingt übertrieben und kitschig?

Mir egal. Denn auch das entspricht meinem Wesen: in für mich schönen, wesentlichen Momenten, MEIN Wesen als Richtwert zu nehmen. Nicht, deinen, seinen oder den der Gesellschaft oder irgendeiner moralischen Instanz.

Ich stapfe in Stiefeln im Schneeregen über eine Wiese, folge meiner Hündin und lächle. Denn ich ahne, wenn ich meinem Wesen tatsächlich so viel Raum und Aufmerksamkeit schenke und es mit isst und mit genießt, ist auch Demut im Spiel. Denn das Wesen ist demütig und berührt. Berührt, weil es versteht, dass es eben lebendig, aktiv . . . beteiligt ist. Wie oft geschehen in deinem Leben Dinge, die Du auch mit deinem Wesen so bewußt wahr nimmst? Oft. Gut. Selten – dann hilf Deinem Wesen. Was entspricht deinem Wesen? Wann spürst Du Dich so ganz – Geist, Körper und Wesen? Und ich weiß nicht, wo das eine aufhört und das andere beginnt. Aber darum geht es auch nicht – glaube ich. Es geht um das sich spüren. Wahrnehmen. Ganz. Was Dir entspricht. Denn dann erfährst Du mehr . . . denn ich denke das Wesen ist auf der einen Seite mit Dir verbunden, hier im Jetzt in deinem Körper, deiner Haut, deinen Fingerspitzen und all deinen Sinnen. Und das andere „Ende“ des Wesens kommt aus eben dieser zeit- und raumlosen Instanz. Mitten im Kosmos, wo Sternen-Staub entsteht . . . Dein, mein, jedes Wesen ist also eine Brücke,  die zeitloses, göttliches Verstehen mit dem realen Menschen im Hier und Jetzt verbindet.

Alles passiert dann gleichzeitig, das Wahrnehmen im Hier und jetzt – mit all diesen grandiosen Sinnen – und ist getragen – mixed – mit, von einem tiefen Verstehen, das wie ein  Vergrößerungsglas wirkt, das alles schärfer stellt, jedes wesentliche Detail sichtbarer macht – jedes optische, emotionale, sinnliche . . . Detail.

Und ja, dieses Vergrößerungsglas für das Bewusstsein, ist nicht den „anständigen“, braven Aspekten des Lebens, wie einem Marillenknödel, vorbehalten. Nein, diese Kategorien kennt das Wesen nicht.

Wenn du der Frage – Was entspricht meinem Wesen? – in den unterschiedlichsten Situationen folgst, entdeckst Du wahrscheinlich neue Seiten von Dir. Welche Sorgen, Zweifel, Ängste vielleicht auch in dir sind – mit der Frage: Was entspricht meinem Wesen, kannst Du sie anlächeln, die Zweifel, Bedenken und Sorgen und ihnen sagen – Jetzt nicht. Jetzt folge ich meinem Wesen.

Und dann öffnest Du vielleicht einem Mann, den Gürtel. Ganz langsam. Und knöpfst einen Knopf seiner Jeans nach dem anderen auf . . . noch langsamer und lächelst. Genießt es. Genießt sein schweres Atmen. Sein überraschtes Lächeln und freust Dich über den erigierten Penis, der zum Vorschein kommt. Genießt jeden Moment, wenn er dein Gesicht in seine Hände nimmt und dich, anfangs zärtlich-feucht dann immer  leidenschaftlicher küsst. Und Du seinen Penis auf deinem nackten Bauch spürst. Du nimmst wahr, dass er – der Penis – auch wenn er sich ganz aufgerichtet hat, sich samtig anfühlt . . . .  Und du verstehst, das hier, dieser Augenblick ist ein Geschenk. Und es wird klar, von Wertschätzung und Freude getragener Sex – an dem du aktiv beteiligt bist 😉 – entspricht deinem Wesen.

Wie die Stille in einem Park.

Wie die Musik von Mozart.

Was entspricht Deinem Wesen? fragt SHE und ich nehme sie – diese Frage und Brücke zwischen dem Menschen, der ich bin und dem Göttlichen, Zeitlosen das ich auch bin – als Wegweiser für 2019. Lasst uns auf das Wesen hören und schauen wohin es uns führt. Und uns respektvoll freuen über das, was uns entspricht. Sei es Stille, Sex oder eben ein sommerlicher Marillenknödel.

HAPPY NEW YEAR!

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